Der San Pedro Kaktus ist ein zu rituellen Zwecken verwendeter Kaktus, der im Andengebiet in den Ländern Peru, Ecuador, Bolivien, Chile und Argentinien, in einer Höhe von 2000 bis 3300 Metern wächst.

Er gehört zur Familie der Pflanzengattung Echinopsis und ist auch unter den Namen „Andachuma“, „Aguacolla“, „Gigantón“, „Huachuma“ 'Trichocereus pachanoi „Wuachuma“ Abuelito (Opa), Cuchuma, Huachuma,Huachumo, Kachum, oder ganz schlicht den Namen San Pedro Kaktus bekannt. Auch wird er oft als Meister des Nordens bezeichnet. Die Schamanen aus der Region Huarez verwenden ihn seit über 3000 Jahren für rituelle Zwecke bis in die heutige Zeit. Die traditionelle Verwendung des Kaktus in verschiedenen Ritualen wird hauptsächlich den Inkas zugeschrieben. Obwohl auch die rituelle Verwendung der Kakteen mit psychedelischen Wirkungen einhergeht, wurde die Einnahme von San Pedro von der katholischen Inquisition nicht so beharrlich verfolgt, wie die Einnahme von anderen Pflanzen wie z.B. des Peyote Kaktus. Der Name „San Pedro“ lässt sogar auf eine Nähe zu den katholischen Heiligen schließen. Es gibt einige Legenden aus der Kolonialzeit, die besagen, dass es eine enge Verbindung zu einem christlichen Heiligen gab. Eine Legende besagt, dass es eine Beziehung zu dem christlichen Heiligen St. Peter gab, der verantwortlich für den Schlüssel zum Himmel war. Dieser heilige Kaktus öffnet ebenso die Tür zum Himmel der Erkenntnis und erlaubt somit in die geistige Welt einzutauchen, auf einer paradiesischen Ebene wird die göttliche Welt wahrgenommen. Wie es genau zu der Namensgebung „San Pedro“ kommt, ist allerdings nicht bekannt.

Inhaltsstoffe

Der San Pedro Kaktus enthält verschiedene Alkaloide, aber für die einzigartige Wirkung ist das im Kaktus enthaltene Alkaloid Meskalin verantwortlich. Meskalin gehört zu der Stoffgruppe der Phenethylamine und ähnelt dem körpereigenen Neurotransmitter Norepinephrin und Adrenalin. Im Gegensatz zum Peyote kaktus wirkt der San Pedro Kaktus aber nicht so stark halluzinogen, was sich durch die verschiedenen Anteile der enthaltenen Inhaltsstoffe erklären lässt.

Die Konzentration der Wirkstoffe hängt sehr stark vom Alter und der Qualität der Kakteen ab. Am Potentesten sind mittelalte, frischgrüne Pflanzen, ganz junge oder sehr alte Pflanzen enthalten weniger Meskalin. Die Pflanzen der Gattung Echinopsis peruviana sind wesentlich potenter als die Pflanzen der Gattung Echinopsis pachano.

Konsumformen

Der San-Pedro-Kaktus kann auf drei verschiedene Arten konsumiert werden:

1. Trank

Um den Kaktus als Trank zu konsumieren, werden frische Kaktusstangen verwendet. Diese werden stark zerkleinert und für mehrere Stunden in Wasser aufgekocht. Die Zugabe von Zitronen und Limetten hilft, das im Kaktus enthaltene Meskalin optimal zu lösen. Das Aufkochen hilft auch, alle anderen Inhaltsstoffe zu lösen.

2. Direkte Einnahme

Hierbei wird der frische Kaktus in dünne Scheiben geschnitten und direkt auf nüchternen Magen gegessen.





3. Pulver

Um das Pulver zu gewinnen, wird die Haut des San-Pedro-Kaktus über mehrere Tage in der Sonne getrocknet. Dieser Vorgang kann bis zu einer Woche dauern, je nach Intensität der Sonneneinstrahlung. Nach dem Trockenvorgang wird die Kaktushaut zu einem feinen Pulver gemahlen, welches in verschiedene Flüssigkeiten gemischt werden kann. Wichtig ist es, diese Flüssigkeiten möglichst schnell zu konsumieren, weil diese rasch aufquellen und so kaum mehr genießbar sind.

Anwendungsgebiete

Die Einnahme von Huachuma eignet sich sehr gut, bei chronischen Kopfschmerzen, Stress-belastungen, Selbstwertdifferenzen und auch depressiven Verstimmungen. Außerdem wird San-Pedro hin und wieder auch als Stärkungsmittel oder Aphrodisiakum verwendet.

Schamanen nutzen die Kakteen auch als Orakel um die Zukunft von Stammesmitgliedern oder auch des Stammes selbst zu deuten.

Zeremonielle Anwendung und Geschichte

Für die Schamanen des Inkareiches war der San-Pedro-Kaktus eine der wichtigsten Lehrpflanzen. Er hatte dort denselben Stellenwert wie Ayahuasca in Peru. Er wurde sowohl als heilige Ritual pflanze, als auch medizinische Pflanze verwendet. Das hat sich bis heute nicht geändert. Durch die Einnahme dieser bitteren Medizin soll, nach schamanischem Glauben, der Himmel erreicht werden, ohne die Erde dafür verlassen zu müssen.

Manche Stämme nutzen einen Trank der sowohl Bestandteile von San Pedro als auch von Ayahuasca enthält um tief in die Erkenntnisse, die uns das Universum jederzeit zur Verfügung stellt, einzutauchen. Hierzu wird der Kaktus in Pulverform zu dem Ayahuasca Trank gemischt.

Bei einer zeremoniellen Anwendung wird der Kaktus, egal in welcher Form (Pulver, purer Kaktus oder Trank) morgens eingenommen. Es folgt eine Wanderung zu verschiedenen Kraftorten des jeweiligen Stammes, die den gesamten Tag andauert. Die Wanderung schafft eine tiefgreifende Verbindung zu den Naturgeistern und der Kraft der Natur. Der Mensch wird durch die Wirkung des Kaktus empfänglicher für Dinge, die ihn direkt umgeben und er erlangt die Fähigkeit, diese auch zu verstehen, wenn der Geist dazu bereit ist. Durch die Bewegung, das Tageslicht und das Aufsuchen der Kraftorte wird die heilende Wirkung auf den Organismus optimal stimuliert und es können so hervorragende Ergebnisse für den Körper erzielt werden.

Spirituelle Wirkung

Im Gegensatz zu der Einnahme der Ayahuasca Liane, die der weiblichen Energie entspricht, wird mit der Einnahme des San Pedro Kaktus der männliche Part erweckt. Dieser Geist schafft eine tiefere Verbindung mit uns selbst bzw. unserer Herzenergie und unserer Rolle im Großen und Ganzen. Mit dieser Verbindung werden unsere Selbstheilungskräfte aktiviert, denn durch ein tieferes Verständnis von uns selbst, wird häufig erkannt, dass wir gar nicht krank sein müssen.
Die Einnahme von San Pedro wird bei Stress, chronischen Kopfschmerzen und auch depressiven Verstimmungen empfohlen. Nachdem die Grübeleien unseres Kopfes durch San Pedro unterdrückt werden, können wir ganz auf unsere Gefühle hören. Denn unbewusst wissen wir genau, was gut für uns und unser Leben ist. Nur werden die Gefühle meistens von unserer Gehirnaktivität verdrängt. Wir leben also in einer Welt, die von unserem Verstand dominiert wird, während wir unseren Gefühlen keine oder nur sehr wenig Beachtung schenken. Durch die Verbindung mit unserer Gefühlswelt und der Struktur unserer Seele, erfahren wir eine größere Selbstakzeptanz und noch wichtiger, wir lernen uns wieder selbst zu lieben. Mit dieser Selbstliebe erlangen wir wieder Zugang zu den Energien des Universums und erkennen, dass unsere Existenz ungeheuer wichtig ist im Zusammenspiel mit der Energie des Lebens an sich. San Pedro hilft auch, negative Energien, die sich oft in negativen Gedanken und daraus resultierend zu einem negativen Selbstbild führen, zu beseitigen.

Der Wirkstoff Meskalin sorgt zusätzlich für eine psychedelische Erfahrung, es kommt zu leichten Visionen, die mit Hilfe eines Schamanen nach der Erfahrung gedeutet werden können.

Körperliche Wirkung

Nach der Einnahme des Kaktus, kommt es,je nach Konsumform, innerhalb von 30 – 120 Minuten zu einem Gefühl der Übelkeit, welche häufig auch zu Erbrechen führen kann. Deswegen ist es wichtig, mindestens 6 Stunden vor der Einnahme keine Nahrung mehr zu sich zu nehmen. Für die San-Pedro Zeremonie gibt es eine spezielle Diät, die sich von der Diät vor der Einnahme von MAO Hemmern noch unterscheidet.

Das Erbrechen wird als Reinigungsprozess oder Katharsis angesehen, die nötig ist, um den Körper und Geist auf die spirituelle Erfahrung von San-Pedro vorzubereiten.

Bis die spirituelle bzw. psychedelische Wirkung von San-Pedro eintritt, können bis zu drei Stunden vergehen. Die Wirkung hält dann zwischen 4 und 9 Stunden an, bei höherer Dosierung kann es zu einer Wirkungsdauer von bis zu 14 Stunden kommen. Der Höhepunkt der Wirkung liegt meistens bei 5-6 Stunden.

Die körperlichen Auswirkungen machen sich Anhand von Anstieg der Herzfrequenz, erhöhtem Blutdruck, anfänglicher Mundtrockenheit danach vermehrter Speichelfluss, erhöhter Körpertemperatur, erweiterten Pupillen, verringertem Hungergefühl und verstärktem Tatendrang bemerkbar. Begleitet wird dies von einem starken Gefühl der Euphorie.

In geringer Dosierung wirkt das in den Kakteen enthaltene Meskalin stimulierend, leistungssteigernd und antriebsfördernd. Ab einer Dosierung von etwa 10g Meskalin setzen leichte Halluzinationen ein.

Ganz allgemein, wird eine Meskalin-Erfahrung als psychedelisch-visionär, von Euphorie Gefühlen begleitet und ekstatisch beschrieben.

Psychedelische Wirkung

Es ist wichtig San Pedro als Medizin und nicht als Droge zu sehen! Die durch die Einnahme des Kaktus aktivierten Energien können den Lebensweg unmittelbar beeinflussen, was ohne Begleitung eines erfahrenen Schamanen verstörend sein kann. Wir begreifen nicht, was mit und um uns herum geschieht, können dies nicht einordnen und können uns in der geistigen Welt verirren. Auch wenn Meskalin in der Szene der „Psychonauten“ durchaus bekannt ist, so wird Menschen ohne Erfahrung mit psychedelisch Wirkenden Substanzen, dringend davon abgeraten, diesen Wirkstoff leichtfertig zu verwenden. Nach schamanischem Glauben wird ein direkter Kontakt zur „Anderswelt“ hergestellt, diese Mächte und Energien sollte man nicht unterschätzen.

Die psychedelischen Effekte lassen sich grob wie folgt zusammenfassen:

Intensives Farbsehen
Die gewohnten Farben bekommen durch die Wirkung vom Meskalin eine deutliche Verstärkung und werden teilweise anders, als gewohnt, wahrgenommen. Bei auftretenden Halluzinationen, werden diese nicht als solche erkannt, sondern in die Realität des Konsumenten eingebaut. Die Wahrnehmung erscheint dabei völlig klar. Diese Realitätsauflösung wirkt stark bewusstseinserweiternd.

Intensivierung der akustischen Wahrnehmung
Das Gehör nimmt alle Geräusche viel intensiver wahr. Durch die Dominanz unseres Verstandes, werden viele akustische Wahrnehmungen vom Bewusstsein, im nüchternen Zustand gar nicht wahrgenommen. Das Meskalin unterdrückt diese Dominanz, so dass es zu einer vollständigen Wahrnehmung der akustischen Welt kommt.

Extreme Steigerung des Selbstwertgefühls
Durch die Akzeptanz der eigenen Rolle im Spiel der Energien und der vollkommenen Selbstakzeptanz, kann es zu einer extremen Steigerung des Selbstwertgefühls kommen. Dies birgt einige Gefahren, wenn sich der Konsument in einer ungeschützten oder nicht zeremoniellen Umgebung befindet. Natürlich sollte in diesem Zustand kein Fahrzeug geführt, oder Maschinen bedient werden.

Beeinträchtigung des Denken und der Urteilsfähigkeit
Meskalin schaltet den Verstand aus und stellt die Verbindung zur eigenen Herzenergie her.

Verlust des Zeit-Raum-Gefühls
Die Zeit scheint langsamer zu vergehen, denn das Zeitempfinden wird vom Verstand interpretiert.

Veränderung des Körperempfindens
Auch der eigene Körper wird unter der Wirkung von San Pedro anders als üblich wahrgenommen. Das kann auf manche Menschen verstörend wirken, deswegen ist es wichtig, die Zeremonie nur mit Schamanen, mit entsprechender Erfahrung durchzuführen.

„Ich Auflösung“
Der Zustand der „Ich Auflösung“ hängt mit dem veränderten Körperempfinden zusammen. Das vom Verstand definierte Ego, wird ausgeschaltet, der Konsument erhält wieder Zugang zum „Selbst“, welches seinen natürlichen Platz in der geistigen Welt kennt.

Starke Gefühlsintensität
Meistens geht der Genuss von San Pedro mit starken Glücksgefühlen, Euphorie und auch einer gewissen Hemmungslosigkeit einher. Es besteht aber auch die Gefahr, dass diese Gefühle, besonders beim Unverständnis des Erlebten oder einer nicht angemessenen Umgebung, umschlagen in Angst und Panik (sogenannte „Bad Trips“). Auch der vorherige Gemütszustand des Konsumenten spielt hierbei eine Rolle. Bei großer Sorge, Angst oder auch starker Niedergeschlagenheit empfiehlt es sich, auf die Zeremonie zu verzichten.

Verminderung des Hungergefühls und des Sexualtriebs
Während des Rauschzustands werden diese Empfindungen reduziert, obwohl niedrig dosiertes Meskalin aphrodisierend wirkt.
 

Diät vor Beginn der Zeremonie

3 Tage vor der Zeremonie:
  • Verzicht auf Fleisch,Fisch und andere Meeresfrüchte
  • Verzicht auf Zitrusfrüchte ( Zitrone, Pampelmuse, Apfelsine, Mandarine, Ananas, Kiwi, Maracuja) - Verzicht auf chemische Medikamente
  • Verzicht auf Nikotin und Tabak
  • Verzicht auf Alkohol
  • Verzicht auf Drogen
  • Verzicht auf sexueller Aktivität

Außerdem sollten Schwangere, Stillende, Menschen mit starken psychischen Erkrankungen, die deswegen Medikamente wie Neuroleptika einnehmen, und Menschen mit Herzproblemen von der Zeremonie Abstand nehmen.

Während der Zeremonie sollte nur Wasser getrunken werden. Die Nahrungsaufnahme gestaltet sich aufgrund des verminderten Hungergefühls und der auftretenden Übelkeit sowieso schwierig. Sollte aber dennoch Nahrung aufgenommen werden, kann sich die Wirkung von San Pedro verstärken.


Bis zu 3 Tage nach der Zeremonie:
  • Weiterer Verzicht auf Alkohol und anderen Drogen
  • Ruhe und Entspannungsphasen einrichten und einhalten, damit sowohl Körper als auch der Geist die Chance bekommen, das Erlebte zu verarbeiten.
  • Rückkehr zur gewohnten Nahrungsaufnahme

Meskalin bzw. San Pedro sollten niemals alleine eingenommen werden! Auch sollte so ein starkes einschneidendes Erlebnis, wie der Genuss von San Pedro, nicht zur Gewohnheit werden.Die Meskalin Erfahrung kann noch Monate nach dem Konsum Auswirkung auf das Leben des Konsumenten haben, weil Prozesse der Selbstfindung initiiert wurden, die erst einmal in das alltägliche Leben integriert werden müssen. Viele Zeremonien nacheinander können Erkenntnisse vermischen und dadurch auch verfälschen. Dem Geist sollte einfach die Zeit gegeben werden, die aus der Zeremonie gewonnenen Erkenntnisse zu verarbeiten.